Gestern, am 27. Juni 2025, hatte unser Kreismitgliederbeauftragter Lucas‑Leon Essel rund 40 CDU-Mitglieder und engagierte Jugendliche aus dem Saalekreis zusammengebracht. Die Programmpunkte standen unter dem Motto: "Strafe - Chance - Perspektive" - Hinter die Mauern blicken und den Alltag im Jugendvollzug verstehen.
Begrüßung durch den Anstaltsleiter
Pünktlich um 15 Uhr hieß uns Andreas Renker, der amtierende Leiter der Jugendanstalt Raßnitz, in der Einrichtung willkommen. Mit klaren Worten zeichnete er den Rahmen für unseren Nachmittag: strenge Sicherheitsstandards und gleichzeitig das ernste pädagogische Ziel, jungen Menschen Perspektiven zu eröffnen. Sein einfacher Appell: „Nur wer fair und konsequent handelt, schafft Vertrauen und damit die Basis für echte Veränderung.“
Er stellte kurz sein Führungsteam vor – Sicherheitschef, Sozialarbeiterin sowie den Leiter der Beschäftigungsgesellschaft – und verdeutlichte, wie eng hier Sicherheits- und Förderaufgaben verzahnt sind. Schnell wurde klar, dass hinter der Gefangenschaft der Insassen ein pädagogisches Konzept steht, das darauf abzielt, die Jugendlichen bestmöglich auf ein Leben außerhalb der Anstalt vorzubereiten.
Schule, Werkstatt, Wohngruppenprinzip
Unser Rundgang führte uns zuerst in den modernen Schultrakt: helle Klassenräume inklusive Computerarbeitsplätzen, in denen Unterricht für Deutsch, Mathe und Berufsvorbereitung stattfinden. Zu den Ausbildungmöglichkeiten gehören auch zwei Gewächshäuser mit üppigem Grün: Gartenbauprojekte lehren Geduld und Verantwortung und stärken das Selbstwertgefühl.
In der Holzwerkstatt entstehen unter fachkundiger Anleitung Möbel und andere Holzartikel – erste berufliche Schritte für die Jugendlichen und zugleich ein wertvoller Motivationsschub. „Wenn die Jugendlichen hier die Ausbildung schaffen, nimmt ihnen das niemand mehr weg“, lautete der treffende Kommentar eines Ausbilders.
Der abschließende Blick in den Zellentrakt zeigte, wie das Wohngruppenprinzip in Raßnitz umgesetzt wird: Formal lebt jeder Insasse zunächst in einer Einzelzelle, doch zugleich gehört er von Anfang an zu einem von fünf „Gefangenenhäusern“, die jeweils eine abgeschlossene Einheit bilden. Diese Häuser umfassen die Insassen im Alter von 14 bis 37 Jahren – insgesamt ca. 100 Jugendliche unter 18 Jahren und rund 200 junge Erwachsene. Täglich von 16 Uhr bis zur abendlichen Schließzeit um 19 Uhr dürfen die Jugendlichen ihre Hausgemeinschaft relativ frei nutzen, gemeinsam Freizeit gestalten und aktiv an der Gestaltung von Hausräumen und zugehörigen Freiflächen mitarbeiten. So entsteht ein Gefühl von Gemeinschaft und Verantwortung, das die Rückfallprävention stärkt und soziale Kompetenzen fördert.
Austausch bei Kaffee und Kuchen
Gegen 16 Uhr stieß Staatssekretär Steffen Eckold aus dem Justizministerium Sachsen‑Anhalt zu uns. Bei Kaffee und frisch gebackenem Kuchen diskutierten wir unter anderem auch mit dem Mitglied des Anstaltsbeirats Vincent Grätsch über aktuelle Entwicklungen in der Jugendkriminalität, Drogenprobleme und Präventionsstrategien. Besonders bemerkenswert war die Offenheit der Fachkräfte: Sie teilten praktische Erfahrungen, nannten konkrete Zahlen und skizzierten den Lebensalltag der Gefangenen Projekte sowie Programme um Leerlauf und Rückfallrisiken zu minimieren.
Viel Zustimmung von den Teilnehmern
Dieser Nachmittag in Raßnitz hat gezeigt: Hinter dicken Mauern arbeiten engagierte Menschen daran, jungen Straftätern echte Chancen zu eröffnen – durch Bildung, Handwerk und ein respektvolles Miteinander. Ein besonderer Dank gilt Lucas‑Leon Essel für die tolle Organisation und an Andreas Renker mit seinem Team für die lebendige, fachkundige Begleitung.
Wir nehmen viele Impulse mit: Prävention beginnt früh, Resozialisierung funktioniert über Vertrauen, und politische Entscheidungen gewinnen an Substanz, wenn wir echte Einblicke erhalten. Wir bleiben im Gespräch – für einen sicheren, starken und zukunftsfähigen Saalekreis.
„Nur gemeinsam schaffen wir Perspektiven, die wirklich ankommen.“
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